Unter der Rubrik Streiflichter werden interessante Themen unserer Mitglieder abseits des aktiven Tanzsportes veröffentlicht. Heute: Friedl Knaak, geboren 1924 und somit unser ältestes Vereinsmitglied. Ein kurzer Abriss aus ihrem Leben, in welchem der Tanzsport eine wichtige Rolle spielte. Erzählt am 20.09.2023 von ihr selbst und aufgezeichnet durch die Pressewartin.
Lothar und Friedl Knaak heirateten 1946 und zogen Anfang 1947 nach Göttingen. Lothar Knaak, ein hochgewachsener Basketballspieler, und Friedl Knaak, eine kleine zierliche, sportliche junge Frau von 157 cm Körperhöhe, entschieden noch im selben Jahr, ein gemeinsames Hobby anzugehen, den Gesellschaftstanz. In der Göttinger Tanzschule Frobenius wagte man die ersten Tanzschritte. Schnell zeigte sich, dass die beiden nicht nur Spaß daran hatten, sondern auch tänzerisches Talent besaßen.
Siebenundzwanzigjährig, also ca. um 1952 herum, starteten sie erstmals zu einem Turnier. Auch damals begann es mit nur drei Tänzen, erzählte Friedl Knaak. Ihr erstes Turnierkleid schneiderte sie aus einem Abendkleid selbst, nähte Unterröcke darunter und trug sehr hohe Damenschuhe dazu. Weitere Kleider erstand sie im Lauf der Zeit secondhand. Weil sie so klein sei, gab sie schmunzelnd zu, toupierte sie ihr Haar recht hoch. Ihr Mann trug zu maßgeschneiderten Oberhemden hauptsächlich Smoking oder Dinnerjacket, besaß aber auch einen Frack, der erst später zum Einsatz kam.
Alle zwei Wochen fuhren sie zu Turnieren. Es wurde getanzt, was die Szene so hergab. Quer durch Deutschland; rauf und runter; durch alle Klassen. Irgendwann sei man allerdings an den Punkt gelangt, an dem die Tanzschule Frobenius nicht mehr zur tänzerischen Weiterentwicklung des Paares genügen konnte, und man entschloss sich einvernehmlich, zur Tanzschule Krebs zu wechseln.
In welchem Jahr der Aufstieg in die S-Klasse erfolgte, kann Friedl Knaak nicht mehr genau erinnern, aber dass es in Holzminden war und sie in der Altersklasse der Senioren angetreten waren (d.h. frühestens 1960 - Anm. Verf.) weiß sie genau. Auch seinerzeit gab es also die Altersklassenzuordnung "Hauptgruppe" und ab 35 Jahren die der Senioren. Dass sie das erste S-Paar Göttingens im Standardtanzen waren, erfüllt Friedl Knaak auch heute noch mit großem Stolz. Gleichfalls voller Stolz erzählte sie, öfters auf Turnier zum Publikumsliebling gekürt worden zu sein, auch wenn die tänzerische Leistung weniger gut bewertet worden war. Getanzt wurde immer nach Originalmusik vom Tanzorchester.
Das letzte Turnier tanzte das Ehepaar im 55. Lebensjahr (ca. 1980 - Anm. Verf.). Aber damit war noch längst nicht Schluss. Lothar und Friedl Knaak blieben der Tanzschule Krebs beim freien Training treu und widmeten sich bis in die 90-er Jahre hinein dem Zehn-Tanz. Als sie 1996 ihre Goldene Hochzeit in Einbeck feierten, tanzte bereits die nachfolgende Generation in Person von Markus Zimmermann und Anke Poppinga zu Ehren der Jubilare.
Friedl und Lothar Knaak (1925-2007) haben drei Töchter (*1946, *1949, *1958), waren beide berufstätig – sie als Sportlehrerin am Hainberg-Gymnasium, er als höherer Versicherungsangestellter bei der Gothaer –, sie haben neun Enkel und bald 22 Urenkel. Im Jahre 1959/60 zog die junge Familie in eine Neubauwohnung Am Kirschberge – seinerzeit Gothaer Siedlung genannt – und dort wohnt Friedel Knaak heute noch. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Malen und gestaltet jede Glückwunschkarte an ihre zahlreiche Nachkommenschaft mit eigener Hand.
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